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Beitrag von: Manuela Schmidt

Nicht ganz neu -eine „Waldschule“ in Nordhausen

Bereits vor über 100 Jahren gab es in Nordhausen eine „Waldschule“, und nicht nur hier:

„Dem Beispiel anderer Städte folgend, wurde im Jahr 1910 in Nordhausen eine Waldschule errichtet, zunächst versuchsweise in kleinerem Umfange, die für den Unterricht schwächlicher und kränklicher Kinder im Freien bestimmt ist. (Krankheitsbedingt gab es zeitweilig in einzelnen Klassen Versäumnisse bis zu 50%, 1910). Aus Sparkassenüberschüssen wurden die Kosten für die Schulbaracke zur Verfügung gestellt, die neben dem schattigen Gehegepark Aufstellung gefunden hat. Die Schulkinder – zunächst Schülerinnen der Mädchenvolksschule – werden an jedem Morgen von einem Lehrer geschlossen zur Waldschule geführt und erhalten dort Unterricht. Den Kindern wird in den Pausen Milch verabreicht, den ärmeren unentgeltlich aus Mitteln einer milden Stiftung.“ (…)

„Neu war in diesem Jahre [1911] die Einrichtung einer Waldschulklasse. Dieselbe wurde in der Weise gebildet, dass der Schularzt aus den VI. Klassen der beiden Mädchen-Volksschulen die schwächlichsten Kinder auswählte. Dieselben erhielten in der Zeit vom 9. Juni bis 18. September bei günstiger Witterung ihren Unterricht in einem nahe beim ‚Gehege‘ eingerichteten Raume. Es war ein Holzbau in der Größe einer Schulklasse; 2 Seiten des Raumes waren offen, so dass die Luft frei eindringen konnte. Neben dem Gebäude liegt ein schöner Rasenplatz, welcher als Spielplatz benutzt wurde. Der Unterricht vollzog sich nach dem gewöhnlichen Stundenplane; nur je eine Stunde Zeichnen, Gesang, Deutsch und Religion waren gestrichen. Diese Stunden wurden zum Teil im Freien benutzt. In der Frühstückspause erhielt jedes Kind 1 Glas Milch. Für die ärmeren Kinder trug die Stadt die Kosten für die Milch; die besser bemittelten Kinder bezahlten selbst.“

StadtA NDH, Magistratsberichte der Jahre 1910, S. 3 und 1911, S. 49.