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Beitrag von: Dr. Wolfram G. Theilemann

„Was der Mensch braucht“

Wir und die Anderen im Osten.

Eine Geschichte und Fotos aus einem fernen Krieg.

Am Donnerstag, 9.03.2023, öffnet eine neue Kabinettausstellung, realisiert vom Stadtarchiv, im Grünen Salon der FLOHBURG | DAS NORDHAUSEN MUSEUM. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr.

Vor gut 100 Jahren tobte der Erste Weltkrieg, sein Nachkrieg waberte fort bis 1923. Nach ersten Rückschlägen hatte das Deutsche Reich 1915 Teile des damaligen Russisch-Polen und des Baltikums besetzen können. Dadurch entstand zwischen Ostsee und der oberen Weichsel ein deutsches Besatzungsregime. Es wurde 1915-1918 als Militärstaat Ober Ost bekannt. Hier trafen deutsche Soldaten aus allen Teilen des Reiches auf eine Bevölkerung von Millionen Menschen mit einer ihnen meist unbekannten ethnischen Vielfalt und religiösen Fremdheit.

Fotoalbum des Richard v. Knobloch, 1914/1915, mit Schußspuren

Die Ausstellung bietet und illustriert die in jener Zeit angesiedelte Novelle des Schriftstellers Arnold Zweig (1887 – 1968): „Was der Mensch braucht“. Er schrieb sie in Erinnerung an seine Militärdienstzeit in der Pressestelle des „Oberbefehlshabers Ost“ (Ober-Ost), wo er für Zensur zuständig und u.a. der ehemalige Nordhäuser Gymnasiast (und spätere Nordhäuser Ehrenbürger) Max Hoffmann (1869-1927) Generalmajor Stabschef war.

In den besetzten Gebieten erlebte der säkulare Jude und preußisch-deutsch gesinnte A. Zweig, befreundet u.a. mit Lion Feuchtwanger oder Sigmund Freud, das Janusgesicht des militaristischen Imperialismus. Im Weltkrieg lernte Zweig aber auch die Menschen des vielgestaltigen Osteuropas: Polen, Balten, Russen, Ukrainer oder Ostjuden kennen. Aus diesen Erfahrungen entstanden seine klassischen Romane zum „Großen Krieg der weißen Männer“ wie etwa „Junge Frau von 1914“, „Der Streit um den Sergeanten Grischa“ oder „Erziehung vor Verdun“.

Der Novellentext wird umrahmt von zeitgenössischen Frontfotos aus einem Erinnerungsalbum des Nordhäuser Offiziers Richard v. Knobloch (1868-1924) und weiteren Originalen wie z.B. dem Kriegstagebuch des Nordhäusers Ernst Hartung (1894-1944).

Die neue Kabinettausstellung läuft nur bis zum 18.05.2023. Sie wurde möglich durch die freundliche Genehmigung des Aufbau-Verlages Berlin und konzipiert durch Dr. W.G. Theilemann. Reproduktionen und Bildbearbeitung besorgte Tino Trautmann. Dank gilt allen Unterstützern und Leihgebern, namentlich Frau Vera Choulant geb. Hartung.